Unser Urlaubsziel im Sommer 2012 ist ein ganz besonderer Ort in Bohuslän, Schweden.
Es befindet sich in einer bewaldeten, hügeligen Region mit vielen Wiesen- und Weideflächen - Bullarbygden. Diese liegt an einem langgestreckten See namens Bullaren. Der Ort Tanumshede liegt etwa 17 km Richtung Westen am Riksvägen 163.
Die Westküste liegt eine gute halbe Stunde Autofahrt entfernt, ebenso die schwedisch- norwegische Grenze. Eine Autofahrt nach Göteborg dauert etwa 1,5 Stunden, nach Oslo 2 Stunden.
Unser Domizil Minto Tingvall B&B liegt am blå-gröne vägen - blau-grünem Weg - , eine Nord-Südachse westlich am See Bullaren entlang hoch zur norwegischen Grenze. Was das ganz besondere an dieser Unterkunft ist, dazu komme ich noch. Soviel nur zunächst: Sie ist einen - längeren - Aufenthalt wert!
Unser Start: Kiel, Schwedenkai - wie bereits 2010. Am Schwedenkai wartet die Fähre Stena Germanica, die einen großartigen Komfort aufweist. Auf dem Sonnendeck ist es zwar etwas frisch, aber hier wird gegrillt und es gibt noch ein - letztes - großes Bier in Deutschland.
Das reichhaltige Frühstück am nächsten Morgen genießen wir an einem Fensterplatz im Restaurant der Fähre. Die Sonne scheint hell auf das Meer, die Fähre gleitet durch die Göteborger Schärenlandschaft. Und wieder fährt das Schiff - aus der Perspektive von unten scheinbar knapp und millimetergenau - unter der Brücke hindurch in den Hafen.
In Göteborg wird ausgeschifft, danach reisen wir zu unserem Domizil. Es sind wie erwähnt gute eineinhalb Stunden bis nach Minto Tingvall. Wir sind zu früh! Es ist ca. 12 Uhr. Unsere Räume stehen noch nicht bereit, das macht aber nichts.
Wir treffen die Inhaberin, Elke, die uns zunächst auf der Terrasse vor dem großen Frühstücksraum - hell, große Fenster, Holzfußboden - begrüßt und uns bei einem Plausch - mit Kaffee - für den Nachmittag empfiehlt, noch an den See zu fahren, um die Zeit bis zum Nachmittag zu überrücken. Das Wetter ist schön, die Sonne scheint, es ist warm, da fällt das natürlich nicht schwer.
Der See ist nicht weit von Tingvall entfernt, ca. 5 Minuten Autofahrt, zu Fuß 10 Minuten.
Ein langgestreckter See, an der Badestelle gibt es einen Sandstrand, einen langen Steg, am Ende von diesem einen Sprungturm mit Sprungbrettern in Höhe von einem und drei Metern. Das Wasser ist auf die ersten 20 Meter - etwa bis zur Hälfte des Stegs - seicht und damit kinderfreundlich. An den Rändern Seegras, die Sicht ist toll, zumal die Seeufer ansonsten abwechslungsreich felsig, bewaldet oder flach sind.
Nach einem gelungenen, langen sonnigen Nachmittag am See checken wir in Minto Tingvall ein. Wir beziehen eine ganze Etage im ersten Stockwerk, die wir über eine Außentreppe erreichen. Zwei Schlafräume, ein Wohnflur, ein Bad und ein Toilettenraum. Die Räume verfügen auch hier über einen Holzfußboden.
Minto Tingvall ist konsequent nachhaltig, so wird der Strom durch eine hauseigene Solar- und Windanlage produziert, was zur Folge hat, dass in den Gästeräumen maximal 24 Watt erreicht werden. Das Wasser wird in einem Kreislauf mit dem See Bullaren aufbereitet, so dass ökologisch veträgliche Duschgels, Shampoos etc zu verwenden sind. Diese aber stehen bereit und werden von den Inhabern erneuert, wenn das notwendig ist. Das Abwassersytem bzw.Toilettensystem ist ebenfalls nachhaltig, es ist ein Kompostierungssystem, ist aber völlig geruchsarm und funktionabel. Ästhetische Bedenken sind also fehl am Platze....:-)
Unten im Hauptgebäude befindet sich der bereits beschriebene große, helle Frühstücksraum mit ca. 6-8 Tischen, an denen 4-6 personen Platz finden können.Es gibt außerdem noch eine Gästeküche und einen großen Gästeraum mit Ausblick auf den See. Von den Fluren dort gelangt zu den übrigen Gästeräumen im Haus.
Die Inhaber, Elke und Ingo sind ausgesprochen freundlich und sehr engagiert. Elke erläutert uns am ersten Morgen nach dem Frühstück unter Zuhilfenahme einer Karte sehenswerte Ziele in der Region, Einkaufsmöglichkeiten, Badeplätze in der Nähe - und gibt uns wertvolle und individuell, letztlich in sicher keinem Reiseführer zu findende Ausflugstipps.
Achja, haben wir das Feld neben dem Grundstück erwähnt? Das ist erreichbar, wenn man von unten links hinter den Wald abbiegt...Ingo sagt uns, hier könne man abends in der Dämmerung (im Sommer so ab 22.30 Uhr) mit etwas Glück Elche sehen. Unsere Tochter, 8, und ich haben unabhängig voneinander an einem Abend welche entdecken können. Weit entfernt, aber immerhin...
Wir werden im Laufe der etwas mehr als zwei Wochen noch öfter Gelegenheit finden, mit beiden konkret über Aktivitäten zu sprechen und uns dabei auch helfen zu lassen. Eines steht fest - ohne diese Tipps hätten wir viele Dinge nicht gemacht, deshalb gebührt Elke und Ingo sehr großer Dank!

Havstensund und Tjurpannan
Unser erster Ausflug führt uns nach Tjurpannan. Das Naturschutzgebiet gehört zum Nationalpark Kosterhavet. Es liegt auf dem Festland südwestlich vom Fischerort Havstensund - den wir selbstverständlich auch besuchen, bevor wir Heidelandschaft und Felsen des Tjurpannan erkunden.
Havstensund also erst einmal. Einige Holzhäuser, ein Fischerhafen, Schäreninseln, viel Ruhe, klares Wasser, es ist schön dort. Boote gleiten zwischen den Schäreninseln in und aus dem kleinen, malerischen Hafen.
Etwas später schon befinden wir uns auf dem Parkplatz für Wanderer nach Tjurpannan.
Von dort führt ein etwas kurviger Weg durch lichten Wald in das Gebiet.
Aus irgendeinem Grund entscheiden wir uns dafür, den Weg nach links durch ein Wildschutztürchen zu verlassen und durch dichteren Wald zu gehen. Nach einigen Metern befinden wir uns inmitten einer von Gesteinsbrocken und Felsen durchsetzten Heidelandschaft. Hier und da erblicken wir Schafe zwischen den Felsen.
Wir kommen an das Wasser. Größere felsige Hügel türmen sich am Ufer auf, die wir selbstverständlich gleich erkunden müssen.
Nach einer Strecke mit leichten aber auch abenteuerlichen Kraxeleien von Stein zu Stein, Fels zu Fels haben wir es geschafft: Wir sind oben auf einem großen Felsberg, der etwa, wie alle größeren Felsen hier etwa eine Höhe von geschätzt 25-30 Metern haben dürfte. Uff, Picknickpause, trinken, essen, schauen, schön hier! Die Sonne scheint, das Meer glitzert, Möwen fliegen über Wasser und den Tjurpannan. Und nach daaa hinten soll es noch hin gehen....
Unser Sohn, 11, ist übrigens immer einige Schritte voraus und kann uns im Zweifel - bereits oben auf einem der oberen Fesen thronend - erkären, auf welchen Wegen man dort hin gelangt, wo er gerade sitzt....auch unsere Tochter, 8, nimmt die Felsen mit Leichtigkeit.
Nach einigen weiteren Kraxeleien über flache Felsen erreichen wir DIE Hütte nahe des wassers. Hütte? Naja, eher ein Schuppen mit altem Seilzeug, Kisten und sonstigem Fischer- und Bootekram. Sie liegt abenteuerlich abgestützt auf einem Felsen, wobei eine Ecke hinten über den Felsen ragt und eben diese Ecke von einigen kleineren Steinen gestützt wird. Das besondere - unser Sohn findet es, er wusste aber auch schon durch Elke, dass es sich dort befindet - ist ein Gästebuch in einer Plastikbox, in das wir uns an jenem 22.Juli verewigen.
Ein sehr gelungener Tag auf Tjurpannan, wobei wir beschließen, diesen Ort ein weiteres Mal aufzusuchen. Ein weiterer Grund dafür ist auch eine Beschäftigung, die sich unsere Kinder überlegt haben - sie wollen - sie hatten andere Kinder dabei beobachtet - Krebse fangen und dies mit ganz einfachen Mitteln. dazu aber später....
Tanumshede
Der nächste Tag ist leider ziemlich nass, es regnet. Macht fast nichts, es geht nach Tanumshede, ca. 17 km von Tingvall entfernt.
Das Gebiet um Tanumshede ist Teil der bronzezeitlichen Felsritzungen von Tanum, im Jahr 1994 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Diese Felsritzungen sind etwa 3000 Jahre alt. Zu der Zeit ihres Entstehens befand sich diese Region unmittelbar am Meer, so dass die Menschen damals die Ritzungen teils so gestalteten, dass sie durch Spiegelungen im Wasser sowie durch den Einfall des Sonnenlichts noch eine besondere Wirkung erreichten.
Typische Motive sind Menschen mit Waffen oder Werkzeugen, Schiffe, Tiere, Räder, Sonnen, Reiter. Die Ritzungen in den Felsen wurden nun rot gefärbt, um sie besser erkennen zu können.
Besonders empfehlenswert ist der Besuch des Vitlycke Museums, etwas am Rand des Ortes Tanumshede. Hier befinden sich außer den weit in den Wald ausgedehnten Felsritzungen auch ein Nachbau eines Dorfes aus der Bronzezeit, eine sehenswerte Ausstellung sowie ein Café. Die Ausstattung ist ausgezeichnet.
Ach - und es kostet keinen Eintritt, was uns wieder einmal sehr erstaunt....Schweden legt großen Wert auf Bildung für alle.
Weitere Felsritzungen findet man zB auch - nahezu an der Straße liegend - in Fossum
Fjällbacka, Vetteberg und Väddö
Fjällbacka, da war doch was? Die erste Assoziation ist...na?? - Ingrid Bergmann, die zweite Ronja Räubertochter und die dritte womöglich Camilla Läckberg.
Aber zum Ort: Eigentlich ein sehr schöner malerischer Fischerort, Holzhäuser, einige wenige enge Straßen, der Vetteberget überragt die Szenerie, einige Häuser sind direkt daran gebaut ein Yachthafen.... An diesem Tage ist es auffällig unruhig, was mit der Kirmes-Techno-Beschallung von einem Boot im Yachthafen zu erklären ist.
Wir finden recht schnell den Weg zur Höllenschlucht, richtigerweise Kungsklyfta, begegnen aber zuvor Ingrid Bergman, bzw. ihrer Büste, die am Hafen, am zentral gelegenen Ingrid Bergmans Torg im Jahr 1983 aufgestellt wurde. Ingrid Bergmann, Schauspielern, verbrachte auf der Insel Danholmen vor Fjällbacka ihre Urlaube.
Die Höllenschlucht. Es ist ein Drehort aus dem Film "Ronja Räubertochter". Die Mattis-Burg liegt dagegen wieder an einem ganz anderem Ort, nämlich wahrscheinlich in Dalsland, also weiter nordöstlich, wobei dort heute lediglich Ruinen zu finden sind (kein Wunder, wo der Blitz doch die Mattisburg entzwei brechen ließ und dort vor vielen Jahren zwei Räuberbanden gehaust haben....).
Durch diese sehr beeindruckende Höllenschlucht geht es über eine Treppenanlage auf den Vetteberget. Die Sicht von dort ist toll, wobei hier aber sehr viel Leute unterwegs sind. Dieser Wanderbetrieb allerdings lichtet sich, als wir uns von dem Aussichtspunkt weg bewegen, immer den weißen Markierungen nach, die sich auf den Felsen oder an Bäumen befinden. Im Grunde ist der Vetteberg ein Plateau.
Unten angekommen, gibt es erst einmal ein Eis, und da wir längst nicht ausgelastet sind, fahren wir gleich - auf einen Tipp von Elke - zur Halbinsel Veddö , die als Naturschutzgebiet vom Riksvägen 163 aus, von Fjällbacka nach Tanumshede nordwärts fahrend leicht erreichbar ist, wenn man kurz vor Langsjö links abbiegt. Man muss aber schon etwas aufmerksam sein, um die Beschilderung zu entdecken.
Ein wenig erinnert das Gebiet auf Veddö an den Tjurpannan, aber es ist doch wieder etwas anders. Viel kleiner, mehr grün, so sieht das aus, auch hohe Felsen mit einem ausgezeichneten Ausblick auf die Küstenlandschaft vor Fjällbacka und die Halbinsel, Strände, mitten darin niedrige Mauern aus Felssteinen, die an Öland erinnern. Sohnemann erforscht die höheren Berge, das ist so sein Ding...nach dem Motto: Ich muss mal grad da hoch, bin gleich zurück....
Kanufahren und schwimmen auf dem Bullaren
Der folgende Tag ist sonnig. Unser Plan lautet Paddeln auf dem Bullaren, südwärts. Der Wind kommt nämlich von Süden und für die Rückfahrt, wenn man schon etwas "platt" ist, ist es allemal besser, den Wind im Rücken zu haben.
Ingo rüstet uns aus mit Schwimmwesten und Paddeln, die Boote - Kanus - liegen unten an der Anlegestelle. Wir finden den Weg schon - nach ein wenig Rätseln und Suchen - und laufen hinunter, über die Hauptstraße hinweg, ein wenig durch hohes Gras bis zur Schwimminsel direkt am Ufer. Davor stapeln sich rote Kanus. Eines davon ist "unseres", naja, zumindest für die nächsten Stunden.
Es ist gar nicht so einfach, mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern - die sitzen beide mittig auf dem Boden - einen gemeinsamen Rythmus zu finden, um nicht dramatisch zu schaukeln oder unangenehm weit nach links oder rechts abzudriften und Schlangenlinien im Wasser zu hinterlassen. Es hat ein wenig Strömung. Nach gut einer Stunde (gefühlt drei) machen wir Rast auf einem einladenden Felsen am Ufer. Nachdem ich beim Anlegen sowieso ziemlich nass geworden bin, entledigen uns unserer Klamotten und gehen dort schwimmen.
Die Sonne scheint, das Wasser glitzert, der Himmel ist blau und das Wasser ist völlig ok, also von der Temperatur her.....
Irgendwann geht es dann aber doch weiter, und es ist wirklich nicht soo einfach. Mittlerweile hat unsere Tochter die Paddel weggelegt und wir fahren zu dritt. Mal weit auf den See raus, mal ins Schilf ...;-) dazwischen liegt dabei die Wahrheit. Nein, am Ende geht es immer besser, aber unsere Kinder haben erstmal die Faxen dicke und ich Blasen an den Händen ...
Nachmittags am See - das Wetter bleibt stabil, die Kinder erproben Kunstsprünge vom Sprungturm am Ende des Stegs, man sonnt sich, liest, schwimmt, planscht, spielt Ball, benutzt den Schwimmring und - ja, ein richtiger Tag am See eben.
Der wird dann abends gekrönt mit einer Grillsession. Auf dem Grundstück von Tingvall befindet sich irgendwo im Grünen ein richtiger Grillpatz mit Schwenkgrillanlage und großem Tipizelt, Brennholz ist vorhanden und wir fachen ein Lagerfeuer an. DAS ist ja mal ein gelungener Urlaub....:-).
Resö
Ein weiterer Ausflug führt uns - wieder aufgrund eines speziellen Tips von Elke und Ingo - nach Resö. Resö ist eine kleine Insel an der nördlichen Küste von Bohuslän, an der Südgrenze zum Kosterhavets Nationalpark. Auf der E6 Richtung Oslo geht es bei Kragenäs nach Westem ab, die Straße führt zunächst über die vorgelagerte Insel Galtö.
Resö ist ein kleiner Fischerort mit Hafen, an einem Steg ein Sprungturm ins Meer, umgeben von Felsen, kleinen Schäreninseln, Wasser. An der Westflanke befindet sich ein Lokal, oberhalb davon ein paar Bänke und ein kleiner, aber abenteuerlicher Pfad bzw. mehrere Pfade zu verschiedenen Liege- und Sitzplätzen mit Blick auf die Hafenanlage. das besondere ghier: Die Insel liegt am "Highway" für den Seeverkehr an der Westküste entlang Richtung Norwegen. Es ist viel los auf dem Wasser hier, also....wir futtern Zimtwecken - Kaneelsnäcka - und anderes und schauen auf die Szenerie
Von den Felsen geht eine Treppe ins Meer, so eine kleine Metalltreppe wie in Freibädern. Eine Einladung für mich, diese einmal auzuprobieren.....Badehose an und rein in die Fluten ...:-) Sohnemann schaut noch skeptisch.
Zugegeben, Fluten ist etwas übertrieben, denn in Ufernähe ist das Wasser flach, ich spüre glitschige Felsen an den Beinen. Als ich dann ein wenig abseits des Ufers in die Runde schwimme, gelange ich zu den beiden Sprungtürmen - einer misst bestimmt fünf Meter. Das wiederum kann Sohnemann nicht einfach tatenlos beobachten und schwupps, steht er auf dem höchsten Brett, stürzt sich ins Hafenbecken....etwas zögerlich allerdings, als sich unten im Wasser eine Riesenqualle räkelt...:-)
Nordens Ark
Auch 2012 führt uns ein Tagesausflug nach Nordens Ark, den Tierpark im südlichen Bohuslän, nahe Hunnebostrand.
Ich verweise mal auf meinen Blogeintrag für 2010....um Wiederholungen zu vermeiden.
Von Nordens Ark geht es noch nach Smögen, aber nur sehr kurz, weil hier doch sehr viel los ist. Parken ist an diesem Sonntagnachmittag nur schwerlich möglich, leider.
Dafür müssen wir später nach Hamburgsund zu Pipershuset, der ältesten Eisdiele Schwedens. Ein kleiner Gag am Rande: Wir gönnen uns alle ein Rieseneis mit Streuseln drauf. Tolle Sorten gibt es, zum Beispiel Saltlakrids-Hallon (Lakritz-Himbeere), Daim, Birne, Bourbon Vanille....ich jedenfalls komme auf die Idee, als Streuselsorte "Karameller" zu nehmen, in der Erwartung, es handele sich um Karamell. Als es dann doch bunte Zuckerstreusel werden, die die Verkäuferin mit erstauntem und leicht grinsend-ungläubigem Blick auf mein Eiskunstwerk streut, fangen alle an zu lachen...Mein Irrtum: Karameller bedeuet in Schweden Bonbon, Süßkram jeder Art...deshalb also geht es auf meinem Eis so bunt zu....
Von Flötemarken nach Sundshult - eine gute Tageswanderung
Es ist sonnig, nicht zu warm. Unser Plan ist eine längere Wanderung, gute 15 km entlang am Kynne-Älv durch schwedische Wildnis, beginnend in Flötemarken.
Da dieser Start-Ort ziemlich weit von Tingvall entfernt liegt, bietet uns Ingo an, uns herauszufahren, damit wir von dem Ort aus zurück wandern. Wir werden uns an den gelben Markierungen orientieren, immer am Fluss entlang, dem Kynne-Älv.Ganz einfach.
Es wird ein wunderschöner Tag. Recht schnell verlassen wir den weit ausgebauten Pfad ins Dickicht - immer entlang an den gelben Markierungen, die sich an Bäumen, Felden, Holspfotsen und ich weiß nicht wo befinden. Und es geht weiter durch die Wildnis. Felsen, kleine Bäche, Hügel, Kuhwiesen, am Weg gespannte Seile, um sich festzuhalten, überwucherte kleine Pfade....es ist ein wahres Outdoorvergnügen.
Bei einer längeren Pause wagen sich meine Wenigkeit und Sohnemann ins Flusswasser - mit Seerosen, kleineren Strömungen, Fischen, rutschigen Felsen. Was muss, das muss....an diesem Pausenort übrigens steht eine Sitzbankkombination mit Tisch auch findet sich daneben eine Grillstelle. In einem Briefkasten an einem Baum liegt ebenfalls ein Gästebuch, in das wir uns verewigen.
Der Weg ist im Weiteren sehr abwechslungsreich - mehr davon, auch in Deutschland, wäre gut, da solche Wanderungen die Abenteuerlust stillen dürften. Ziwschenzeitlich regnet es auch einmal etwas, aber das hört schnell wieder auf. Am Ende der Wanderung passieren wir einen Wasserfall - und gelangen von einem Trampelpfad unterhalb einer Brücke durch Gebüsch auf die Straße bei Sundshult. Die Dauer insgesamt mit Pausen. Gute sieben Stunden.
Ed - Moose-Ranch
Nun, es gibt auch solche Tage - Regen, der vom grauen Himmel fällt. Damit wir wirklich mal Elche sehen, führt es uns an diesem Regentag, der wahrlich keine Besserung verspricht, nach Ed im Dalsland. Auch Ed liegt gerade mal eine gute halbe Stunde Autofahrt von Tingvall entfernt. Und die Moose-Ranch ist auch das bekannteste Ausflugsziel in dem Ort...
Was ist die Moose-Ranch? Eine kleine Elchfarm mit acht großen und mittelgroßen Elchen in einem Gatter, mit möglichst viel Auslauf durch waldiges Gebiet.
Ansonsten ist das dazu gehörige Häuschen mit allerlei Kram zum Kaufen, der Elchladen, eine Touristenfalle. Die Fütterung der Elche - blättrige große Zweige, Äpfel, Möhren, Bananen - wird zwischenzeitlich von einem ziemlichen Regenschauer heimgesucht, weshalb viele Gäste in das Häuschen mit dem vielen Kram zum Kaufen flüchten. So ist zumindest der Einkauf von Souveniers und Mitbringseln gesichert.
Halden, Norge und Älgafallet
Einen Ausflug nach Norwegen hatten wir auf dem Plan, oder auch zwei. Oslo ersparen wir uns, da die Anreise gute zwei Stunden in Anspruch nehmen würde. Also geht es nach Halden, einer Grenzstadt, das Pendant zu Strömstad auf der schwedischen Seite.
Ein sonniger Tag. Der Weg führt über die 165, den blå-gröne vägen nordwärts. Kaum haben wir die Grenze passiert, ändert sich ein wenig der Eindruck von der Gegend, den Häusern. Wobei - die Landschaften von Bohuslän, Dalsland und des Südzipfels von Norwegen gehen in der Region ineinander über. Immerhin, wir haben einen Fjord auf der einen Seite.
Halden ist ein netter kleiner Ort mit einer Festung auf dem über der Stadt aufragenden liegenden Berg, Fredriksten.
Nach einem kleinen Bummel durch die Einkaufszone mit obligatorischer Eispause bei warmen Temperaturen ersteigen wir den Berg Richtung Festung. Das geht ganz gut, das Bauwerk ist wirklich einfach und schnell vom Stadtkern zu erreichen.
An diesem Tage ist etwas besonderes. Viele Leute sind sehr beschäftigt. Sie bauen eine Tribüne auf, mit einer großen Zahl von Plätzen, eine Bühne, man hört Soundchecks, wie wir später erfahren, wird hier wird eine Musiksendung mit viel Publikum für den Abend vorbereitet. Das Singfestival läuft offenbar so, dass Bands einige Songs spielen und das Publikum mitsingt, unter Moderation und dann noch im TV. Schon eine Menge Gäste warten mittags vor der Absperrung, bis sie eingelassen werden.
Für einfache Festungsbesucher wie uns ist das alles nur mit einem kleinen Umweg zum Eingang verbunden...das Irre hier: Der Besuch der Festung kostet keinen Eintritt, man steigt auf die Mauern, klettert in Räume, es gibt keine Schutzzäune, nichts, was einem von Abenteuern abhält, es ist paradiesisch, an diesem herrlichen sonnigen Tag auf den Festungsmauern herumzulaufen und die Sicht auf Fjord, Stadt und Umland zu genießen.
A propos Fjord - auf der Rückfahrt könen es Sohnemann und ich nicht lassen, im Ide-Fjord zu baden, auch wenn es hier doch etwas "frisch" geworden ist.
Ein letztes Highlight an diesem Tag ist der Besuch des Älgfallet, unmittelbar an der schwedisch-norwegischen Grenze. Die Brücke über den Älgfallet trägt beide Nationalflaggen...
Der Weg darüber führt hoch zum Wasserfall....Auch hier verweilen wir gerne ein gutes Stündchen. Ich lasse Bilder sprechen, schön hier....
Kosterinseln
Ein wahrlich gelungener Ausflug zum Ende unseres Aufenthalts in Tingvall führt uns auf die Kosterinseln. Auch diesen Ausflug verdanken wir einem exklusiven Tipp von Elke und Ingo.
Die Kosterinseln liegen im Kosterhavet Nationalpark, einem Meeresnationalpark im Grenzbereich Schweden/Norwegen an der schwedischen Westküste. Dazu führt es uns nach Strömstad, der nördlichsten Gemeinde an der schwedischen Westküste (dessen älteste Badeanstalt Schwedens eine Berühmtheit ist). Von Strömstad aus fahren Fähren zu den Kosterinseln.
Wir wählen zunächst die Südliche Insel und planen, später nach Nordkoster überzusetzen (mit einem ganz ulkigen Wassergefährt).
Die Überfahrt an diesem ebenfalls sehr sonnigen und warmen Tag dauert etwa 45 Minuten. In Sydkoster angelangt suchen wir eine Badestelle auf. Das besondere in Sydkoster: Es gibt einen Schnorchelpfad unter Wasser. Dazu müsste man, wie wir später feststellen, einen Neoprenanzug und eine Tauchermaske, am besten auch Sauerstoffflaschen mit sich führen. Einige dieser Stationen sind aber für Sohnemann aber auch ohne die beschriebene Ausrüstung erreichbar. Dabei finden sich Tafeln unter Wasser, die Erklärungen zum Nationalpark enthalten.
Das eigentlich Verwunderliche ist, dass die "offiziellen Stellen", z.B. Kioskbetreiber oder Infopoint-Beschäftigte keine Ahnung haben, wovon wir reden, wenn wir nach dem Schnorchelpfad fragen...
Unsere Badestelle ist traumhaft schön. Sand, Felsen, erwärmt von der Sonne, sehr klares flaches Wasser, in greifbarer Fußgehentfernung (durch das Wasser, das mir zumindest höchstens bis zur Hüfte reicht) zwei kleine Inselchen, dahinter eine Wasserstraße. Ein Platz zum Verweilen für etwa zwei Stunden, mit Baden, schauen, genießen - und der Suche nach dem Schnorchelpfad, der zumindest einem Besucher dieses Ortes bekannt ist.
Später führt es uns weiter um die Insel zum Übersetzungspunkt nach Nordkoster. Das Gefährt: eine kleine Fähre, die an einem Stahlseil entlangfährt, mit Schiffsführerin, Fahrkarte und allem - allerdings mit wenig Platz. Die Überfahrt dauert etwa 4 Minuten.
Übrigens müssen wir zwischenzeitlich überlegen, wie wir unseren Tag weiter planen, in Abhängigkeit vom Fährplan. Wir entscheiden uns letztlich, ganz lange auf den Inseln zu bleiben und die letzte Fähre von Nordkoster zu nehmen, weil es einfach zu schön ist, um schon um vier Uhr nachmittags zurück zu fahren.
Nordkoster ist erheblich kleiner. Wir genehmigen uns erst einmal einen Imbiss - nicht ganz preiswert - in dem Lokal an der Anlegestelle und erforschen die Insel weiter, erklettern Hügel, besuchen das Lotsenhaus, bis wir schließlich zu unserer Anlegestelle gelangen. Auch hier ist es malerisch. Ein kleiner Hafen, eine felsige Landzunge, Holzhäuser, ein Bootssteg. In sommerlich-abendlicher Stimmung geht es sodann mit der Fähre zurück nach Strömstad.
Krebsefangen, oder: Joe, der Krebs
Bevor die Story endet, noch eine Anekdote, da war noch die Sache mit dem Krebs. Wir waren ein zweites Mal auf Tjurpannan (wo wir uns zunächst furchtbar verliefen) und die Kinder versuchten, Krebse zu angeln. Ausgestattet mit Putenbrust als Köder, einer selbst gebastelten Angel, bestehend aus einem vielleicht 70 cm langen Aststück mit Wollfaden vorne, saßen die zwei nun am Felsen und fischten im klaren Wasser. So ganz gelang das nicht.....
Irgendwann kam ich dazu und da klappte es. Sohnemann hatte eine Krebs am "Haken", schleuderte ihn aus dem Wasser hoch auf den Fels - und schon lag der kleine Krebs nach einem kräftigen Schlag mit einem Stein mit zerschmetterter Schale vor uns.
Und schon tat uns das furchtbar leid. Trotzdem wurde der arme - den wir später "Joe" nannten, abends gekocht und von Sohnemann verspeist, wobei ihm das echt schwer fiel. Die Reste von Joe begruben wir dann im Seilgarten und setzten sogar einen klenen Grabstein hinzu.....Ich erzählte dazu, jetzt wird Joe im Wasser bestimmt vermisst, und je mehr wir uns in diese Geschichte hinein steigerten, naja, ich glaub,das war wohl die letzte Krebsfangaktion ever...Normalerweise hätte man Joe in einen Eimer mit Wasser schmeißen müssen, um dann zu sehen, was man damit macht...tja so kann es kommen.
M.Kupfer